Aktuelle Industriestrompreise: Wo stehen wir?
Die Strompreise für private Haushalte, Kleingewerbe, Handel und Industrie sind in Deutschland seit Jahren vergleichsweise hoch. Auch in den letzten beiden Jahren sind die Strompreise im Großhandel gestiegen. Laut Energiemonitoringbericht der Bundesnetzagentur (2022) spiegeln sich diese auch in den Einzelhandelspreisen wider.
Für Industriekunden lag der Mittelwert des Gesamtpreises für Industriekunden mit einem Jahresverbrauch von 24 GWh bei rund 22,51 Cent pro Kilowattstunde. Das waren 5,57 Cent pro Kilowattstunde mehr als im Vorjahr und entsprach einem Anstieg von 33 Prozent. Der Mittelwert des Gesamtpreises für Gewerbestromkunden mit einem Jahresverbrauch von 50 MWh lag bei 25,65 Cent pro Kilowattstunde. Er stieg im Vergleich zum Vorjahr um 2,42 Cent pro Kilowattstunde. Das entsprach einer Preissteigerung von etwa 10,4 Prozent.
Für Haushaltsstromkunden lag der Durchschnittsstrompreis bei 36,06 Cent pro Kilowattstunde und lag damit ebenfalls höher als im Vergleich zu 2021 mit 32,63 Cent pro Kilowattstunde. Dies entsprach einem Anstieg von 10,5 Prozent. Der Wert bezieht sich auf einen Jahresverbrauch von 2.500 bis 5.000 Kilowattstunden und ist gemittelt.
Laut Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) setzte sich der Trend auch 2023 fort. So waren die Strompreise für private Haushalte im ersten Quartal 2023 um 17 Prozent höher als noch im zweiten Halbjahr 2022. Tendenziell ist aktuell ein leichter Abwärtstrend erkennbar. Staatliche Eingriffe in den Markt und eine Marktregulierung konnten ungebremste Preissteigerungen beim Industriestrom, Gewerbestrom und Haushaltsstrom abdämpfen. Gleichwohl befindet sich der Strommarkt in Bewegung und sind die Strompreisentwicklungen für die kommende Zeit schwer absehbar.
Gründe für die Strompreisentwicklung
Während der Anteil des Strompreises für die Energiebeschaffung, Vertrieb und Marge stark gestiegen ist, sank im Vergleich der Anteil des Strompreises für Steuern, Abgaben und Netzentgelte. Die Gründe für die Strompreis-Steigerungen der letzten Zeit sind vielfältig. Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine war jüngst ein wesentlicher Faktor und Auslöser für die Energiekrise. Doch bereits davor hat die Corona-Pandemie zu Beschaffungsschwierigkeiten und wirtschaftlichen Einbrüchen geführt.
Infolge einer kurzzeitigen wirtschaftlichen Erholungsphase stieg die Nachfrage insbesondere nach Gas kräftig an. Zugleich wiesen die Gasspeicher niedrige Füllstände auf. So, dass eine plötzlich stark wachsende Nachfrage die Preise nach oben trieb und hohe Strompreise wiederum die Inflation anheizten. Zwar konnten staatliche Eingriffe einen allzu starken Anstieg abmildern, da die Kosten für Steuern, Abgaben und Umlagen gesenkt wurden. Sie machen jedoch nur einen Anteil von 27 Prozent bei den Haushaltsstrompreisen aus. Der Anteil der Netzentgelte am Strompreis beträgt 20 Prozent. Haupttreiber der steigenden Strompreisentwicklung waren die Kosten für Beschaffung und Vertrieb im Großhandel. Ihr Anteil machte 53 Prozent des Strompreises aus.
Bei den Industriestrompreisen zeichnete sich nach dem zweiten Halbjahr 2022 ein Abwärtstrend ab. Bei Neukundenverträgen haben sich die Strompreise nahezu halbiert. Hier spielte der Wegfall der EEG-Umlage zum 1. Juli 2022 eine zentrale Rolle, wenngleich dies nur ein Aspekt der Strompreisentwicklung für die Industriestrompreise war. Der Strompreis setzt sich aus unterschiedlichen Faktoren zusammen.
Strompreisbremse seit 1. März in Kraft
Am 1. März 2023 traten die Strompreisbremse und die Gaspreisbremse als staatliche Regulierungsinstrumente in Kraft. Sowohl Strompreisbremse als auch Gaspreisbremse gelten rückwirkend zum 1. Januar 2023. Sie haben die starken Preissteigerungen bei Strom und Gas aufgefangen und brachten für Unternehmen und Haushalte deutliche Entlastung.
Das beinhaltet die Strompreisbremse:
Für kleine Unternehmen sowie private Verbraucher mit einem jährlichen Stromverbrauch von weniger als 30.000 Kilowattstunden ist der Strompreis bei 40 Cent pro Kilowattstunde brutto gedeckelt. Dies gilt für ein Kontingent von 80 Prozent des prognostizierten Verbrauchs im Vergleich zum Vorjahresverbrauch. Brutto heißt inklusive aller Abgaben, Steuern, Umlagen und Netzentgelte. Für den Stromverbrauch darüber hinaus gelten die Marktpreise des Energieversorgers, um Verbraucher zum Stromsparen zu animieren.
Mittelständische und größere Unternehmen (KMU) mit einem Jahresverbrauch von mehr als 30.000 Kilowattstunden zahlen 13 Cent pro Kilowattstunde netto zuzüglich Netzentgelte, Steuern, Abgaben und Umlagen. Dies gilt für ein Kontingent von 70 Prozent des prognostizierten Verbrauchs. Stromverbräuche darüber hinaus werden ebenfalls zu regulären Marktpreisen entrichtet.
Weitere Entlastungen gab es für große Stromverbraucher wie die Deutsche Bahn und andere nicht-staatliche Eisenbahnen. Sie erhielten weitere Zuschüsse. Zudem gibt es Härtefall-Regelungen für Haushalte, Unternehmen und Einrichtungen, die von steigenden Energiepreisen in besonderer Weise betroffen sind. Das sind beispielsweise Mieterinnen und Mieter, Wohnungsunternehmen, soziale Einrichtungen, Kultur- und Forschungseinrichtungen sowie Industrieunternehmen. Darüber hinaus wurden die Übertragungsnetzentgelte auf dem Vorjahresniveau stabilisiert. Finanziert wird das Paket über den 200 Milliarden-Euro-Abwehrschirm. Die Strompreisbremse gilt zunächst bis Dezember 2023, spätestens jedoch bis April 2024.
Folgen des Atomausstiegs und des Ausstiegs der fossilen Energien für die Strompreisentwicklung
Kurzfristig macht sich der Ausstieg aus den fossilen Energieträgern und auch der Ausstieg aus der Kernenergie in der Strompreisentwicklung bemerkbar. Denn fossile Energieträger und Kernkraftwerke werden durch erneuerbare Energien ersetzt. Dies erfordert hohe Investitionen, die wiederum finanziert werden müssen. Das erklärt zwar, warum Deutschland seit einem Jahrzehnt hohe Energiekosten hat.
Allerdings sind die Strompreise in den letzten drei Jahren und seit Beginn der Energiekrise im europäischen Vergleich weniger stark gestiegen. Mittel- bis langfristig werden die erneuerbaren Energien zu günstigeren Strompreisen führen.v
Exkurs Stromgestehungskosten
Denn die Gestehungskosten, d.h. die Kosten für die Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Energie-Anlagen sind heute bereits wettbewerbsfähig. Sie liegen für Windenergie an Land deutlich unter 10 Cent pro Kilowattstunde, wie eine Studie des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE aus dem Jahr 2021 ermittelte. In Abhängigkeit von Anlagengröße, Anlagentyp und Standort liegen sie zwischen 4 und 8 Cent pro Kilowattstunde.
Bei PV-Anlagen sind die Gestehungskosten ebenfalls deutlich unter 10 Cent pro Kilowattstunde gesunken. Sie unterbieten zum Teil bereits die Windstromgestehungskosten von 3 Cent pro Kilowattstunde. Die tatsächliche Höhe hängt vom Anlagentyp und der Sonneneinstrahlung ab.
Im Vergleich zu neu errichteten Kraftwerken, die mit fossilen Energieträgern wie Gas und Kohle betrieben werden, sind sie bereits deutlich günstiger. Denn selbst modernste Gas- und Kohlekraftwerk haben Stromgestehungskosten von über 10 Cent pro Kilowattstunde.
Bei der Kernenergie ist es deutlich schwieriger, Aussagen über die Gestehungskosten, also die Erzeugungskosten, zu machen. Hier sind viele Faktoren und besondere Risiken zu berücksichtigen. Die Gestehungskosten der Kernenergie werden als am höchsten eingeschätzt. Eine Kilowattstunde Atomstrom ist bis zu zehnmal teurer als eine Kilowattstunde Solarstrom.
Einfluss des Merit-Order-Prinzips auf den Strompreis
Allerdings sind momentan die Stromgestehungskosten, also die Erzeugungskosten für Strom, nicht ausschlaggebend für die Strompreise an den Strommärkten. Vielmehr treibt das europaweit an der Strombörse geltende Merit-Order-Prinzip die Strompreise an den Strommärkten nach oben. Denn der Strompreis ist an den Preis für fossile Brennstoffe gekoppelt. Übernehmen Gaskraftwerke die Stromproduktion, treibt das den Strompreis nach oben, da immer das Kraftwerk mit den höchsten Produktionskosten den Strompreis bestimmt.
Strom aus aller Welt wird in Europa an den Strombörsen in Leipzig und Paris gehandelt. Hier kaufen die Stromversorger ihren Strom ein. Zuerst wird der billigste Strom gehandelt, dann der teuerste. Ist der Gaspreis sehr hoch, verteuert das Gas den Strom. Durch das Merit-Order-Prinzip erhalten alle Stromerzeuger den höchsten Preis. Dadurch wird auch der zuvor billige Strom teuer. Das Merit-Order-Prinzip führt zu höheren Erlösen für die Erzeuger, aber auch zu höheren Strompreisen für die Stromkunden.
Strompreisentwicklung der letzten 10 Jahre in Deutschland
Die Entwicklung der Strompreise in den letzten 10 Jahren zeigt einen klaren Trend nach oben. Für Haushaltskunden sind die Strompreise zwischen 2013 und 2023 von durchschnittlich 28 Cent pro Kilowattstunde auf über 45 Cent pro Kilowattstunde gestiegen. Auch für Unternehmen zeigt die Strompreisentwicklung den gleichen Trend. Strom ist deutlich teurer geworden.
Zentrale Einflussfaktoren auf die Strompreisentwicklung
1. Steigende Nachfrage bei gleichzeitiger Ressourcenverknappung
Laut BDEW haben die weltweit steigende Nachfrage nach Strom, steigende Rohstoffpreise und Ausfälle bei Atomreaktoren und Wasserkraftwerken in Folge von Dürren, langen Trockenphasen und Wassermangel die Strompreise nach oben schnellen lassen. Dies brachte zum Teil auch Lieferengpässe mit sich, beispielsweise beim Transport von Rohstoffen. So wird Kohle vielerorts über den Wasserweg transportiert. Windflauten und eine steigende Nachfrage nach Erdöl, um die hohen Gaspreise zu kompensieren, trieben ebenfalls die Strompreise in die Höhe.
2. Emissionshandel
Seit 2013 besteht das System des Emissionshandels mit CO2-Zertifikaten. Die Preise für die Zertifikate haben sich ebenfalls erhöht. Unternehmen benötigen sie, um Rechte für die Produktion einer bestimmten Menge an Kohlendioxid und anderer Treibhausgase, zu erwirken. Hinzu kommt die CO2-Steuer, die im Jahresrhythmus erhöht wird, um den CO2-Ausstoß in Europa bis 2030 um 55 Prozent zu senken.
3. EEG-Umlage
Für die Strompreisentwicklung der letzten 10 Jahre war die EEG-Umlage ein wichtiger Faktor. Sie verdreifachte sich zwischen 2010 und 2020. Seit dem 1. Juli entfällt die EEG-Umlage. Dies entlastete Unternehmen, allerdings nur kurzfristig.
Strompreise an der Börse: Was kostet 1 kWh Strom?
Der Einkaufspreis für Strom wird als Börsenstrompreis bezeichnet. Er wirkt sich auf den Preis aus, den Kunden am Ende an ihren Stromversorger zahlen. Allerdings geschieht dies mit Verzögerung. Stromanbieter zahlen den Börsenstrompreis, wenn sie kurzfristig Strom an der Börse nachkaufen. Das passiert jedoch nur, wenn sich Anbieter nicht über ihre längerfristigen Lieferverträge hinreichend Strom gesichert haben.
Die Strompreise an der Börse richten sich gegenwärtig an der teuersten Produktionsart aus, der Erzeugung von Strom aus Gaskraftwerken. Stromproduzenten, deren Anlagengröße 100 kWp übersteigt, verkaufen ihren Strom per Direktvermarktung an der Strombörse. Strompreise an der Börse werden im Gegensatz zum Endkundenpreis pro Megawattstunde ausgewiesen. Sie beinhalten keine Umlagen oder Abgaben.
Abbildung: So hat sich der Preis für Strom seit 2012 entwickelt
Exkurs: Energiekrise
Wenn die Energiepreise innerhalb eines sehr kurzen Zeitraums steigen, spricht man von einer Energiekrise. Dies ist ab 2021 der Fall. Hohe Energiepreise heizen die Inflation an. Ebenso treffen hohe Energiepreise energieintensive Produktionen wie die Chemie- und Metallindustrie. Dies wiederum führt zu Preissteigerungen. Die Ursachen liegen aber nicht nur im Ukraine-Krieg.
Aufgrund der Energiekrise ist der Strompreis an der Börse im vergangenen Jahr massiv in die Höhe geschnellt. Zwischen Anfang Juli und Anfang September 2022 haben sich die Strompreise an der Börse kurzfristig verdoppelt. Die Kilowattstunde (kWh) kostete zwischenzeitlich 50 Cent und erreichte Spitzenwerte von 59 Cent pro kWh. Heute liegen die Strompreise pro kWh im Durchschnitt unter 20 Cent pro kWh. Zwischenzeitlich lagen sie aufgrund der milden Witterung sogar unter 10 Cent pro Kilowattstunde, wenn Stromanbieter kurzfristig Strom am Day-Ahead-Markt an der Börse einkauften.
Durch die von der Bundesregierung beschlossene Strompreisbremse werden massive Preissteigerungen für den Verbraucher abgefedert und können nicht über 40 Cent pro kWh steigen. Damit wird die Inflation durch steigende Energiekosten gebremst und die Energiekosten stabil gehalten. Die Kosten der Preissteigerungen werden zwar nicht vom Markt getragen, sondern aus Steuergeldern finanziert. Dennoch trägt sie zur Stabilisierung der Wirtschaftslage bei. Ein Einbruch könnte viel schlimmere Folgen haben und viel höhere Kosten verursachen.
Industriestrompreise: Entwicklung für Unternehmen
Im Januar 2022 stiegen die Preise weiter stark an und der Aufwärtstrend setzte sich trotz des Wegfalls der EEG-Umlage fort. So stiegen die Strompreise in allen Wirtschaftsbereichen. Hauptpreistreiber war die Entwicklung der Erdgaspreise. Die starken Preissteigerungen wirkten sich auch auf die Kunden in der Industrie und bei den Weiterverteilern aus.
Auch die Corona-Pandemie spielte eine Rolle bei den Preissteigerungen. Nach einem Konjunktureinbruch erholte sich die Wirtschaft schnell. Die Gasspeicher wiesen niedrige Füllstände auf. Der Krieg in der Ukraine verschärfte die Situation zusätzlich. Die aus den genannten Faktoren resultierenden Preissteigerungen wirkten sich jedoch unterschiedlich stark auf Industrie-, Gewerbe- und Haushaltskunden aus.
Wann die Strompreisbremse für Gewerbestrom greift
Für Gewerbestrom, d.h. für Letztverbraucher mit einem Jahresverbrauch von weniger als 30 Megawattstunden, wird der Arbeitspreis für Strom ab dem 1. Januar 2023 auf 13 Cent pro Kilowattstunde begrenzt. Allerdings sind hier keine Steuern, Abgaben und Umlagen enthalten und der Strompreis gilt für 70 Prozent des Verbrauchs im Jahr 2021. Zudem wurden Obergrenzen für Unternehmen festgelegt.
Unternehmen „ohne besondere Betroffenheit“ erhalten maximal 4 Millionen Euro. Stellt eine Prüfungsbehörde auf Antrag eines Unternehmens eine „besondere Betroffenheit“ fest, liegt die Obergrenze zwischen 50 und 150 Millionen Euro. Für landwirtschaftliche Betriebe liegt die Grenze bei 250.000 Euro, für Aquakulturbetriebe bei 300.000 Euro.
Die besondere Betroffenheit wird anhand des EBITDA als Bemessungsgrundlage ermittelt. Sinkt dieses nach dem 31. Januar 2022 und vor dem 1. Januar 2024 um mindestens 30 bzw. 40 Prozent gegenüber 2021, liegt eine besondere Betroffenheit vor. Die Feststellung erfolgt durch eine Prüfstelle.
Strompreisentwicklung: Prognose für Deutschland
Zwar sind die Einkaufspreise zum Jahreswechsel 2022/2023 gesunken, aber die Strompreise bleiben hoch, solange das Merit-Order-Prinzip gilt. Steigt im Winter die Nachfrage nach Gas zum Heizen, wird Gas für die Stromerzeugung wieder teurer und schlägt sich im Börsenstrompreis nieder. Eine Prognose der Strompreisentwicklung wird auf Basis verschiedener Faktoren erstellt.
Aufgrund der besonderen Umstände und der aktuellen Situation sind verlässliche Prognosen kaum möglich. Einige Entwicklungstendenzen zeichnen sich jedoch ab. Die Stromversorger gehen nicht davon aus, dass die Strompreise in naher Zukunft stark sinken werden. Denn Strom wird im Großhandel zu hohen Preisen eingekauft. Dies macht Preissenkungen in naher Zukunft schwierig. Auch die Verbände der Energiewirtschaft und das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz rechnen vorerst mit anhaltend hohen Strompreisen. Zumindest für das kommende Jahr schließen sie weitere Strompreiserhöhungen nicht aus.
Die weitere Entwicklung der Strompreise ist ungewiss und hängt von einer Vielzahl unterschiedlicher Faktoren ab, wie z.B. regulatorischen, technologischen, wirtschaftlichen, geopolitischen, wetterbedingten und gesellschaftlichen Faktoren. Angesichts dieser ungewissen Zukunft müssen die Ressourcen langfristig gesichert werden.
Erneuerbare Energieerzeugung in Verbindung mit Energieeffizienz und Energiesparmaßnahmen tragen dazu bei, die Energieversorgung widerstandsfähiger zu machen. Sobald genügend erneuerbare Energiekapazitäten aufgebaut sind, wird Ökostrom günstiger, da die Kosten für Erzeugung, Beschaffung und Vertrieb deutlich sinken. Zudem fallen keine Emissionsabgaben für fossile Energieträger an, wodurch diese auf absehbare Zeit teurer werden.
Überblick: Strompreise in Europa
Ein Blick über den europäischen Tellerrand zeigt, dass auch andernorts die Strompreise kontinuierlich gestiegen sind. In einigen europäischen Ländern sind die Strompreise nach dem Angriff auf die Ukraine deutlich schneller gestiegen. Dies hat zu großen Preisunterschieden innerhalb Europas geführt. Während Deutschland lange Zeit Spitzenreiter bei den Strompreisen war und seine Spitzenposition über Jahre verteidigen konnte, zahlen Stromkunden in Dänemark, Irland, Belgien, Tschechien, Italien und Spanien derzeit mehr für ihren Strom.
Laut Stromreport lag der durchschnittliche Haushaltsstrompreis in Europa im Jahr 2022 bei rund 31 Cent pro Kilowattstunde. Das entspricht einem Anstieg von 40 Prozent. Vor zehn Jahren kostete Strom in Europa durchschnittlich 22,1 Cent pro Kilowattstunde. Die höchsten Preissteigerungen verzeichneten in diesem Zeitraum Rumänien, Lettland und Italien. In Deutschland war die Strompreisentwicklung vergleichsweise moderat, da hier schon seit längerem höhere Strompreise gezahlt werden. In Österreich und Portugal stiegen die Strompreise eher geringfügig. In Malta und Ungarn waren die Strompreise sogar rückläufig.
Auch die Gewerbestrompreise unterscheiden sich innerhalb Europas. In Rumänien zahlen Unternehmen mit 35,7 Cent pro Kilowattstunde den höchsten Strompreis in Europa, gefolgt von Italien mit 33,7 Cent pro Kilowattstunde. Die günstigsten Stromtarife für Unternehmen haben Finnland und Frankreich. Deutschland liegt laut Stromreport derzeit mit 19,9 Cent pro Kilowattstunde unter dem EU-Durchschnitt von 21 Cent pro Kilowattstunde. Auch wenn die Strompreise in Deutschland hoch sind, müssen sie in Relation zu Einkommen und Kaufkraft gesetzt werden.
Fazit: „Industriestrompreis“ für unsichere Strompreisentwicklung in der Zukunft
Hohe Strompreise haben gravierende Auswirkungen auf Wirtschaft, Unternehmen und Haushalte. Besonders betroffen sind energieintensive Industrien und Gewerbebetriebe, da sie sich auf Gewinne, Investitionsmöglichkeiten und Wettbewerbsfähigkeit auswirken. Steigen die Energiepreise überproportional, können die Unternehmen nur begrenzt reagieren. In der Folge steigen auch andere Preise und die Inflation wird angeheizt.
Damit die wirtschaftlichen und sozialen Folgen moderat bleiben, helfen staatliche Eingriffe wie die Strompreisbremse. Sie ist seit Anfang des Jahres in Kraft und sorgt übergangsweise für Entlastung. Sie ist aber nur ein Übergangsinstrument und daher zeitlich befristet.
An einer Nachfolgeregelung, dem „Industriestrompreis“, wird derzeit gearbeitet. Sie soll insbesondere die energieintensive Industrie in Deutschland entlasten und den Umstieg auf erneuerbare Energien unterstützen. Der Industriestrompreis orientiert sich an der EEG-Umlage. Er soll bis 2030 gelten. Danach soll die Förderung auslaufen und durch marktwirtschaftliche Regelungen ersetzt werden.