Die Evolution der Erneuerbaren in Deutschland – Ein Fünfjahresrückblick
Seit 2019 hat Deutschland große Fortschritte beim Ausbau der erneuerbaren Energien gemacht. Doch wie verteilen sich die verschiedenen Energieträger auf die Bundesländer und wie haben sich diese Zahlen über die Jahre entwickelt? Gibt es Gründe für die Unterschiede zwischen den Bundesländern? Licht ins Dunkel bringt unsere umfangreiche Auswertung des Marktstammdatenregisters (MaStR). Im Fokus stehen gewerbliche Solaranlagen ab einer Leistung von 135 kW sowie alle Windenergieanlagen.
Die regionale Dimension des erneuerbaren Ausbaus
Der Blick auf die Entwicklung der erneuerbaren Energien in Deutschland offenbart eine vielschichtige Realität, geprägt von regionalen Unterschieden und spezifischen Herausforderungen.
Im Bundesländer-Vergleich zeigen sich aufschlussreiche Ergebnisse: Bayern führt mit einer installierten Leistung von 5,48 GW, was 17,92 % der Gesamtleistung seit 2019 entspricht. Brandenburg und Schleswig-Holstein folgen mit beachtlichen Beiträgen von 12,80 % bzw. 10,05 %. Schleswig-Holstein ist führend in der Windenergieproduktion mit 2,33 GW.
Methodik und Parameter der certflow-Marktanalyse
Unsere Analyse basiert auf dem Marktstammdatenregister und umfasst Daten von Januar 2019 bis April 2024. Es ist wichtig zu beachten, dass diese Erhebung im April 2024 kurz vor der Verabschiedung des Solarpakets 1 durchgeführt wurde, weshalb für PV-Anlagen des Typs B Leistungsgrenzen von 135 kW bis 950 kW angenommen wurden.
Wir haben verschiedene Parameter wie installierte Leistung, Anzahl der installierten Anlagen und Solarmodule betrachtet:
- Installierte Leistung: Jährlich installierte Leistung in ganz Deutschland und in den Bundesländern, unterteilt nach Solar Typ A, Solar Typ B, Wind, sowie Gesamt-Solar und Gesamt.
- Anzahl installierter Anlagen: Anzahl der installierten Anlagen pro Jahr auf nationaler und bundeslandbezogener Ebene, differenziert nach denselben Kategorien.
- Anzahl installierter Solarmodule: Einblick in die Skalierung und Verteilung von Photovoltaik-Systemen über den gesamten Untersuchungszeitraum.
- Spannungsebene der Anlagen: Beurteilung der technischen Integration und Netzverträglichkeit durch die Betrachtung der Spannungsebenen, auf denen die Anlagen betrieben werden.
- Anbringungsart der Solaranlagen: Untersuchung, ob die Solaranlagen auf Freiflächen oder an Gebäuden (Dach, Fassade) installiert wurden, um Rückschlüsse auf Nutzungsmuster und räumliche Präferenzen zu ziehen.
Mehr zur Unterscheidung von Solaranlagen Typ A und B können Sie in unserem Artikel Basiswissen Anlagenzertifikat nachlesen.
Gesamtwachstum erneuerbarer Energien in Deutschland
Der Ausbau erneuerbarer Energien hat in Deutschland zwischen 2019 und 2024 große Fortschritte gemacht. Unsere Analyse zeigt, dass die installierte Leistung sowie die Anzahl der gewerblichen Anlagen in diesem Zeitraum stetig zugenommen haben. Insgesamt wurden 22.700 erneuerbare Gewerbe-Energieanlagen mit einer Gesamtnetto-Nennleistung von 30,598 GW verbaut.
Die installierte Gesamtnetto-Nennleistung zeigt einen kontinuierlichen Anstieg, was den erfolgreichen Ausbau und die zunehmende Integration erneuerbarer Energien in das Energiesystem des Landes widerspiegelt. Die installierte Gesamtnetto-Nennleistung in ganz Deutschland zeigt dabei einen kontinuierlichen Anstieg.
Abbildung 1: Entwicklung erneuerbarer Energiequellen in Deutschland
Fünf Jahre erneuerbare Energien im Rückblick: Trends und Muster
Wie das Schaubild zeigt, gibt es bei der Entwicklung erneuerbarer Energien in Deutschland zwischen den Segmenten Solar Typ A, Solar Typ B und Wind signifikante Unterschiede, aber auch Gemeinsamkeiten. Sowohl Solar Typ A (>950 kW) als auch Windkraftanlagen zeigen ein ähnliches Wachstumsmuster mit einer stetigen Zunahme der installierten Leistung. Dies könnte auf den gesellschaftlichen und politischen Wertewandel hin zu erneuerbaren Energien im Zusammenspiel mit verbesserten Technologien und effizienteren Finanzierungsmodelle zurückzuführen sein.
Im Gegensatz dazu ist der Ausbau von Solar Typ B Anlagen im gleichen Zeitraum kontinuierlich zurückgegangen. Eine mögliche Ursache hierfür ist die Absenkung der Vergütungsgrenze auf 135 kW im Jahr 2019, die zu einer Verschiebung der Investitionen hin zu kleineren Anlagen mit geringeren regulatorischen Hürden geführt haben könnte.
Vereinfachte Zertifizierung mit intelligenter Software
Hier setzen wir mit certflow an – unsere Softwarelösung unterstützt Fachbetriebe dabei, den Zertifizierungsprozess zu vereinfachen und zu beschleunigen. certflow ermöglicht es, schnell und fehlerfrei alle notwendigen Unterlagen für die Anlagenzertifizierung zu erstellen, wodurch der Netzanschluss effizienter wird und die Attraktivität zertifizierungspflichtiger Anlagen steigt. Dadurch helfen wir, Investitionshürden zu minimieren und den Ausbau der erneuerbaren Energien weiter voranzutreiben.
Bundesländer im Fokus: Ein detaillierter Blick
Nicht nur zwischen den Segmenten, sondern auch zwischen den einzelnen Bundesländern gibt es erhebliche Unterschiede beim Ausbau der erneuerbaren Energien in den letzten 5 Jahren. Vor allem im Bereich der Solaranlagen sticht ein Bundesland besonders hervor: der Freistaat Bayern.
Freistaat Bayern: Spitzenreiter bei Solarenergie in Deutschland
Bayern hat sich seit 2019 als führende Kraft im Bereich der Solarenergie in Deutschland etabliert. Das Bundesland dominiert das Segment der Solaranlagen Typ A mit allein 36,72 % der gesamten Leistung, was einer installierten Kapazität von 4,006 GW entspricht. Daraus resultierend stellt Bayern mit einer installierten Netto-Nennleistung von 5,32 GW insgesamt 30,24 % der seit 2019 in Deutschland installierten Solarkapazität für Gewerbe dar und führt damit deutlich den gesamten Solarsektor an.
Dynamik der Windenergie: Schleswig-Holstein führt
Im Gegensatz zur Dominanz Bayerns bei der Solarenergie liegt Schleswig-Holstein bei der Windenergieproduktion an der Spitze. Mit 2,33 GW deckt das Bundesland 17,92 % der bis 2019 in Deutschland installierten Windenergieleistung ab. Dies unterstreicht die strategische Bedeutung Schleswig-Holsteins für die Windenergie, insbesondere durch die Nutzung seiner ausgedehnten Küstenlandschaften.
Bundeslandspezifische Unterschiede im Erneuerbaren-Ausbau
Weitere nennenswerte Bundesländer bei der Erzeugung erneuerbarer Energien sind Brandenburg, Nordrhein-Westfalen sowie Niedersachsen, die sowohl im Solar- als auch im Windsegment signifikante Beiträge leisten. Brandenburg trägt mit 12,80 % 3,92 GW zur gesamten installierten Leistung der gewerblichen Erzeugungsanlagen bei, gefolgt von Nordrhein-Westfalen mit 9,89 % und Niedersachsen mit 9,72 % der Gesamtleistung.
Die Herausforderungen kleinerer Bundesländer
Im Vergleich zu den genannten Bundesländern weisen das Saarland und Stadtstaaten wie Hamburg, Berlin und Bremen geringe Anteile in den Bereichen Solar und Wind auf. Hier spiegeln sich die räumlichen Restriktionen und unterschiedlichen Herausforderungen in dicht besiedelten bzw. kleineren Regionen wider.
Abbildung 2: Erneuerbare Energien nach Bundesländern
Die Bedeutung der regionalen Politik für die Förderung erneuerbarer Energien
Das hohe Ausbautempo in einigen Bundesländern verdeutlicht die entscheidende Rolle einer maßgeschneiderten regionalpolitischen Unterstützung und spezifischer Förderprogramme für den Ausbau erneuerbarer Energien. Besonders dicht besiedelte Regionen stehen vor besonderen Herausforderungen und müssen innovative Wege finden, um trotz begrenzter Flächen erneuerbare Energien zu fördern. Effektive regionale Strategien erweisen sich daher als Schlüsselkomponente für den erfolgreichen Ausbau erneuerbarer Energien in ganz Deutschland.
Strategien für eine nachhaltige Energiezukunft
Unsere Marktanalyse zeigt, dass ein diversifizierter und regional angepasster Ansatz notwendig ist, um das nationale Ziel der Energiewende zu erreichen. Diese erfordert eine Kombination aus verstärkter staatlicher Förderung, Anreizen für private Investitionen und technologischen Innovationen, um eine flächendeckende und nachhaltige Energieversorgung sicherzustellen.